Kaum jemand hatte Rigoberto Uran (COL) als Sieger des Zeitfahrens von Sedrun über den Oberalp-Pass nach Andermatt auf seiner Rechnung. Der 34-jährige Kolumbier siegte klar mit 40 Sekunden Vorsprung auf Julian Alaphilippe (FRA) und 54 Sekunden vor Gino Mäder (SUI). Richard Carapaz (Ecu/4.) rettete die Gesamtführung um 17 Sekunden.
Vor 14 Jahren entschied Uran die 8. Etappe der Tour de Suisse (Innertkirchen – Schwarzsee) als Jungprofi für sich. Danach wurde es teilweise still um den Südamerikaner. In Andermatt feierte er seinen ersten Triumph seit vier Jahren. „Ein Wunder? Vielleicht nicht, aber zumindest auch für mich eine Überraschung. Zusammen mit der Teamleitung entschied ich mich, die Zeitfahrenmaschine mit einem Scheibenrad hinten einzusetzen. Dieser Entscheid erwies sich als völlig richtig“, sagte Uran, der schon auf dem Oberalp die klar beste Zwischenzeit aufgewiesen hatte.
In dieser spektakulären Prüfung gegen die Uhr erreichten die Schweizer Gino Mäder uund Stefan Küng (10.) Klassierungen in den Top Ten. Der Europameister in dieser Disziplin zeigte sich mit seinem Einsatz zufrieden: „Am Anfang lief es mir ziemlich gut. Dann merkte ich, dass ich kein Bergfahrer bin. Aber dies stellt ja keine Neuigkeit dar“.
Nicht den glücklichsten Eindruck hinterliess der Gesamterste Richard Carapaz. Dem Giro-Sieger von 2019 war offenbar der Anstieg zum Oberalp zu wenig steil. Jetzt spitzt sich am Sonntag alles auf ein Duell zweier Südamerikaner zu. „Zusammen mit meiner Mannschaft werde ich das Leadertrikot mit aller Kraft verteidigen“, erklärte Carapaz. „Die Tremola hinauf zum Gotthard-Pass findet der grosse Kampf um den Gesamtsieg statt, und ich werde mein Wort mitreden“, stellte Uran klar.