Thibaut Pinot gewinnt mit Ankündigung

Thibaut Pinot triumphiert im liechtensteinischen Malbun in beeindruckender Manier. Der Franzose setzte sich aus einer ursprünglich 19-köpfigen Spitzengruppe durch. Dahinter entbrannte der Kampf um das Gesamtklassement. Mit dem besseren Ende für Sergio Higuita, der neu Gesamtleader ist.

«Dieser Sieg ist ein ganz grosser für mich», freut sich Thibaut Pinot, der Sieger der 7. Etappe hinauf nach Malbun. «Ich habe mir diese Etappe ganz dick in meiner Agenda angestrichen». Dabei teilte sich der Franzose seine Kräfte perfekt ein. Als Ion Izaguirre und Alexey Lutsenko angriffen, reagierte Pinot nicht sofort, sondern behielt seinen Rhythmus bei, um sie dann zu überholen. Hinter den Ausreissern entbrannte der Kampf um das Goldtrikot. Sergio Higuita stahl seinen Konkurrenten die Show und schlüpfte ins Trikot des Gesamtführenden. «Diese Geschichte ist wirklich wunderbar», sagt der Gesamterste. «Wir (Bora-Hansgrohe) sind hierhergekommen, um Alexandr Vlasov zum Sieg zu führen. Und seine Form war ja auch sehr gut, wie wir auf der 5. Etappe gesehen haben (anschliessend wurde er aus dem Rennen genommen, Anm. d. Red.). Zum Glück haben wir noch andere Karten, die wir spielen können. Heute hätte es auch Felix Grossschartner sein können. Wir sind alle gut drauf, und das stimmt uns positiv für die Tour de France (obwohl ich diese nicht bestreiten werde).» Stefan Küng (18.) und Sébastien Reichenbach (9.) fuhren ein ansprechendes Rennen. Im Gesamtklassement liegen die beiden etwas mehr als zwei Minuten zurück.

Schon wieder ein Tag für die Ausreisser
Das Rennen startete – wie vor zwei Tagen – in Ambrì. Und das Szenario des Starts wiederholte sich. Mit fast 60 Kilometern in der Stunde rasten die Profis die Leventina hinunter. Zu Beginn des Anstiegs zum Lukmanierpass lösten sich 19 Fahrer aus der Spitzengruppe. Während sich die Spitze im Anstieg vorerst teilte, rollten 14 Fahrer gemeinsam zum Fuss des Schlussanstieges nach Malbun. Das Feld hatte bis dahin eine Hypothek von 3:30 Minuten. Diesen Rückstand konnten die Favoriten nicht mehr aufholen. Thibaut Pinot arbeitete sich geschickt den Berg hoch, liess sich von einem frühen Angriff von Ion Izaguirre und Alexey Lutsenko nicht beeindrucken, und gewann seine zweite Tour-de-Suisse-Etappe. In der Gruppe der Favoriten schlugen INEOS Grenadiers und BORA-Hansgrohe ein horrendes Tempo an, sodass drei Kilometer vor dem Ziel nur noch vier Fahrer übrigblieben: Geraint Thomas, Daniel Martinez, Jakob Fuglsang und Sergio Higuita. Letzterer griff unwiderstehlich an und nahm Thomas elf und Fuglsang 29 Sekunden ab. Damit übernahm der Kolumbianer das goldene Trikot von Fuglsang. 

Photos: Buchli Photography/Sam Buchli

Ausblick auf die letzte Etappe
Die Schlussetappe der Tour de Suisse ist ein Zeitfahren. Die Prüfung gegen die Uhr findet vollständig im Liechtensteinischen statt. Der Kurs passiert fast alle Gemeinden des kleinen Fürstentums und ist technisch wenig anspruchsvoll. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass ein reiner Spezialist gegen die Uhr das Rennen machen kann. „Ich setze auf Stefan Küng. Er kennt die Strassen als Schweizerischer und liechtensteinischer Doppelbürger ganz genau“, wagt der Alt-Profi Matthias Frank eine Prognose. Der Kampf um das Gesamtklassement verspricht Spannung. Drei Fahrer liegen innerhalb von 19 Sekunden (Higuita, Thomas, Fuglsang). Thomas gilt in diesem Trio als stärkster Zeitfahrer.

Ausblick auf die Frauenrennen
Heute Abend startet die zweite Austragung der Tour de Suisse Women. Das Rennen der Kategorie „UCI Pro Series“ beginnt um 19:30 Uhr zur besten Sendezeit. Die Fahrerinnen absolvieren einen 4,6 Kilometer langen Rundkurs, der mit einer kurzen Steigung (0,7km à 7%) gespickt ist, insgesamt 10 mal. Meistgenannte Favoriten sind die Sprinterin Marta Bastianelli, die 1. Siegerin des Rennens, die aktuelle Weltmeisterin Elisa Balsamo und die Schweizerin Sina Frei.