Die Tour de Suisse 2023 geht mit Gino Mäders Tod als eine der tragischsten Austragungen in die Chroniken der Landesrundfahrt ein. Mit Mattias Skjelmose findet die 86. Austragung des Männerrennens jedoch einen würdigen Sieger.
Die 86. Tour de Suisse der Männer ist Geschichte. Im finalen Zeitfahren wurde nochmals um jede Sekunde gekämpft. Der Spanier Juan Ayuso (UAE Team Emirates) setzte sich nur mit acht Sekunden vor Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step) durch. In der Hitze von St. Gallen reichte der Etappensieg jedoch ganz knapp nicht, um auch in der Gesamtwertung zu triumphieren.
Skjelmose zeigte grossartiges Zeitfahren
In einem Herzschlagfinale setzte sich der junge Däne Mattias Skjelmose (Trek-Segafredo) am Ende nur mit neun Sekunden Vorsprung gegen Ayuso durch. Dritter im Gesamtklassement wurde Remco Evenepoel. Wout van Aert (Jumbo-Visma) sicherte sich das schwarze Punktetrikot von React, während Pascal Eenkhoorn (Lotto Dstny) als bester Kletterer von der Bank WIR ausgezeichnet wurde. Der unter 25-jährige Mattias Skjelmose wurde zudem als bester Jungprofi unter dem Patronat von Lend.ch ausgezeichnet.
Mit dem gelben Trikot von Primeo Energie eingekleidet, sagte der junge Däne vor den Medien: «Ich wollte heute für Gino gewinnen! Er war eine wundervolle Persönlichkeit und hat allen in der Radsport-Familie so viel gegeben. Ich wollte etwas zurückgeben». Der frischgebackene Tour-de-Suisse-Sieger zeigte nach der Zieleinfahrt grosse Emotionen und trat danach mit viel Demut vor die Medien.
Auftakt nach Mass in Einsiedeln
Rückblickend hat die Schweizer Landesrundfahrt aus einheimischer Sicht optimal begonnen. Stefan Küngs Sieg im Einzelzeitfahren in Einsiedeln und der darauffolgende Tag in Gelb sorgten in Einsiedeln und auf der 2. Etappe in Beromünster und Nottwil für Volksfeststimmung. Biniam Girmay brachte mit seinem Sprintsieg in Nottwil ausserdem die eritreischen Fans in Ekstase. Im Schlussaufstieg nach Villars-sur-Ollon wurde dann der Kampf um das Gesamtklassement eröffnet. Die jungen Wilden rund um Mattias Skjelmose sorgten für Wirbel, und auch nach der zweiten Bergankunft in Leukerbad standen drei Jungprofis unter 25 Jahren an der Spitze des Gesamtklassements.
Die Königsetappe von Fiesch nach La Punt sollte dann zum grossen Velofest werden. Das tragische Ende ist bekannt. Nach einer neutralisierten 6. Etappe siegte tags darauf der Weltmeister Remco Evenepoel solo. Den Sieg widmete er Gino Mäder. «Ich bin die Etappe auf meine Weise gefahren, nämlich vollgas und mit der Absicht die Etappe für Gino zu gewinnen», sagte Evenepoel im Ziel.
Gino Mäder – Du wirst uns fehlen
Der Verlust von Gino Mäder überschattet das sportliche Geschehen und sorgt in der gesamten Radsport-Familie für grosse Trauer. Mit der Gedenkfahrt nach Oberwil-Lieli auf der neutralisierten 6. Etappe konnten das gesamte Peloton, die Organisation und die Fans am Streckenrand Abschied nehmen. «Es waren emotionale Tage, die wir im gesamten Tour-de-Suisse-Team nie vergessen werden», sprach Tour Direktor Olivier Senn allen Mitwirkenden aus den Herzen. «Die Fortführung der Tour de Suisse war keine einfache, aber nach Rücksprache mit Ginos Familie, unserem Staff und den Teams aus unserer Sicht die richtige Entscheidung», so Senn weiter.
Die Tour de Suisse der Frauen rollt nun zwei weitere Tage durch die Ostschweiz mit Zielankünften am Montag und Dienstag in Ebnat-Kappel.