Der junge Däne vom Team Sunweb war auf der Königsetappe Teil der ersten Ausreissergruppe über die Pässe Furka und Klausen und konnte dabei Richie Portes Attacke aus dem Feld erfolgreich entgegenhalten, um schliesslich einen Solosieg in Gommiswald davonzutragen.
Tour de Suisse: Wie gut erinnerst du dich an die Königsetappe der Tour de Suisse 2018?
Soren Kragh Andersen: Ich erinnere mich sehr gut daran, da es der grösste Sieg meiner Karriere war. Das war auf jeden Fall ein grosser Tag für mich.
TdS: Von den 18 Fahrern, die ursprünglich in der Spitzengruppe waren, konnten sich nur fünf vor dem Feld ins Ziel retten. Ab wann dachtest du, dass du dich an der Spitze halten oder sogar einen Etappensieg davontragen könntest?
SKA: Wir waren eine grosse Ausreissergruppe mit einigen guten Kletterern. Mein erstes Ziel bestand darin, während der ersten langen Steigung, also des Furkapasses, dabei zu bleiben. Von da an nahm ich es Schritt für Schritt. Ich war sehr froh, auch die zweite Kletterpartie (den Klausenpass) gemeinsam mit den Besten gemeistert zu haben. Hier wurde uns klar, dass wir uns einen deutlichen Vorsprung erarbeitet hatten und diesen vielleicht halten konnten. Einige wie Gorka Izagire drängten stark nach vorn, da sie um einen Platz im Gesamtklassement fuhren. Etwa 40 Kilometer vor dem Ziel begann ich, mir über den Kampf um den Etappensieg Gedanken zu machen. Ich wusste, dass die letzte Steigung kurz und steil war. Das lag mir, da ich eher schwer, aber dafür äusserst explosiv bin.
TdS: Du bist immer noch relativ jung – wie schwer ist es, innerhalb deines Teams die Möglichkeit zu erhalten, auf der Königsetappe als Solist zu fahren?
SKA: Das Team hat zunehmend Vertrauen in mich, und unsere Teamleader für das Gesamtklassement sind toll – sie wollen nicht, dass wir die ganze Zeit an ihnen hängen. (lacht)
Wenn sie bei einer Etappe nicht so viel Hilfe benötigen und einer von uns jüngeren Teammitgliedern eine Chance sieht, dann lassen sie uns diese auch wahrnehmen.
TdS: Später konntest du dir beim Zeitfahren in Bellinzona einen beeindruckenden zweiten Platz direkt hinter Stefan Küng erkämpfen. Hattest du diesen Erfolg gegen Ende der Tour erwartet?
SKA: Auch das war eine Überraschung für mich – genau wie der Etappensieg. Die Tour de Suisse ist ein schweres Rennen – neun Tage. Ich war am Ende sehr müde.
Ich hatte einen guten Plan für das Zeitfahren, der ja dann schliesslich aufging.
Gemeinsam mit dem Team hatten wir im Winter sowohl auf der Bahn als auch im Windkanal an der richtigen Position für das Zeitfahren gearbeitet. Das half mir sehr.
Ich war unglaublich glücklich, die Etappe mit dem zweiten Platz hinter Stefan Küng, einem der weltbesten Zeitfahrer, abzuschliessen.
TdS: Du bist als Radrennfahrer sehr vielseitig. Du schneidest auf Bergetappen gut ab, bist ein hervorragender Sprinter und erbringst auch beim Zeitfahren beachtliche Leistungen. Kannst du dir vorstellen, künftig als Gesamtklassementfahrer in die Fussstapfen deines Teamkollegen Tom Dumoulin zu treten?
SKA: Das ist schwer zu sagen. Ich bin nicht wie Tom. Er ist auf seine Art ganz anders und hat sich zu einem einzigartigen Radsportler entwickelt. Ich denke nicht, dass ich jemals so wie er fahren kann. Aber vielleicht könnte ich mich auf kürzeren, einwöchigen Etappenrennen mit weniger langen, nicht so extrem steilen Kletterpartien zu einem Gesamtklassementfahrer entwickeln. Jetzt konzentriere ich mich aber erst einmal auf die Klassiker.
TdS: Dein zwei Jahre älterer Bruder Asbjorn fährt in dieser Saison ebenfalls im Team Sunweb. Werdet ihr in einigen Rennen auch gemeinsam fahren?
SKA: Ja, das ist echt toll, dass mein Bruder im selben Team ist. Und im Frühjahr sind wir bei einigen Klassikern in Belgien gemeinsam angetreten.
TdS: Wie sieht dein Terminplan für die Saison 2019 aus? Worauf konzentrierst du dich?
SKA: Im Frühjahr standen die Klassiker im Mittelpunkt. Ausserdem werde ich wieder bei der Tour de Suisse dabei sein, auch um mich auf die Tour de France vorzubereiten, bei der ich unser Team unterstützen werde. Und dann hoffe ich, dass ich noch fit für die Weltmeisterschaften in Yorkshire sein werde.
TdS: Von welchen Siegen träumst du? Welchen Sieg möchtest du unbedingt noch davontragen?
SKA: Mein Traum ist es, eines der Monumente zu gewinnen. Davon bin ich noch weit entfernt, und ich werde hart trainieren müssen. Aber das ist mein Ziel. Wenn ich wählen könnte, dann wäre es die Flandern-Rundfahrt. Aber auch Mailand–Sanremo gefällt mir sehr. In diesem Jahr würde ich mich freuen, ein Zeitfahren gewinnen zu können.
TdS:Vielen Dank Soren. Alles Gute für die kommende Saison, wir sehen uns im Juni!