Sonny Colbrelli (Bahrain-Merida) überraschte mit einem mutigen und frühen Sprint die Konkurrenz und konnte in Gansingen jubeln. Wir sprachen mit dem sympathischen Italiener über seinen Sieg und die Herausforderungen eines guten Sprints.
Tour de Souisse: Welche Erinnerungen hast Du an die dritte Etappe der Tour de Suisse 2018?
Sonny Colbrelli: Das war wirklich ein unvergesslicher Tag und ein einzigartiger Endspurt! Ich bin doppelt zufrieden, da ich für einmal zwei hochkarätige Champions wie Gaviria und Sagan besiegen konnte. Die einzige Möglichkeit dafür sah ich in einem vorgezogenen Sprint: Und das hat funktioniert.
TdS: Beim letzten Anstieg des Tages drückte Peter Sagan aufs Tempo, und einige der Sprinter wie Alexander Kristoff, John Degenkolb und André Greipel sind zurückgefallen. Wie schwer war die Verfolgung?
SC: Ich erinnere mich, dass Sagan anzog und die anderen sofort hinter sich aufgereiht hat. Mein Team hat mich sehr unterstützt, und ich bin nicht zurückgefallen.
TdS: Als ihr die Zielgerade erreicht hattet, führte Arthur Vichot von Groupama-FDJ noch als Solist. Was ging dir unmittelbar vor dem Sprint über die 300 Meter bis zur Ziellinie durch den Kopf?
SC: Ich dachte mir, er würde gewinnen, wenn niemand etwas unternehmen würde. Das ist der zweite Grund, weshalb ich früher mit dem Sprint begonnen habe.
TdS: Wodurch zeichnet sich deiner Meinung nach ein guter Sprinter aus?
SC: Er muss ruhig und gefasst sein, die Situation gut einschätzen und den geeigneten Gang wählen können.
TdS: Wie wichtig ist dein Team für dich und für deine Art zu sprinten?
SC: Sehr wichtig. Im Alleingang zu gewinnen, ist nicht leicht, wenn nicht sogar unmöglich. Ich fahre nicht im klassischen Sprintzug, auch weil ich kein ausschliesslicher Sprinter bin. Normalerweise hilft mir beim Endspurt jemand aus meinem Team und führt mich, sodass ich mich in den ersten Positionen der Gruppe halten kann.
TdS: Täusche ich mich, oder liegen dir vor allem schwierige und komplizierte Zielankünfte?
SC: Ich glaube, dass da jede Situation ganz individuell ist. Seit einigen Jahren ist das Niveau sehr hoch, und viele Rennfahrer setzen zum Endspurt an, was oft zu komplizierten Massensprints führt.
TdS: Und was sind deine Pläne für die Saison 2019?
SC: Zunächst Mailand–Sanremo, und dann beginne ich mit den Klassikern in Belgien. Mein zweites grosses Ziel ist die Tour de France.
TdS: Von welchen Siegen träumst du, und welchen Preis möchtest du unbedingt noch davontragen?
SC: Die Flandern-Rundfahrt.
TdS: Vielen Dank, Sonny und viel Glück für die Saison!