Das Team BMC gewann das Auftaktsmannschaftszeitfahren (TTT) in Frauenfeld. Wir sprachen mit dem Schweizer Rennfahrer Michi Schär, welcher Teil des Siegerteams war und nun für das nachfolge Team CCC fährt.
Tour de Suisse:Wir sind fast schon mitten in der neuen Saison, aus BMC Racing wurde Team CCC, wie präsent ist das Mannschaftszeitfahren der Tour de Suisse in Frauenfeld noch?
Michi Schär:Das Tour de Suisse Mannschaftszeitfahren ist noch sehr präsent. Wir hatten eine sehr intensive Vorbereitungszeit im Vorfeld und konnten dann als Mannschaft einen sehr schönen Erfolg erzielen. Solche Erinnerungen bleiben!
TdS: Du sprichst die Vorbereitung an. So ein Mannschaftszeitfahren lebt ja von Harmonie, einstudierten Abläufen und Präzision – wie habt ihr die als Team trainiert?!
MS:Das beginnt in den Trainingslagern im Dezember/Januar.
Schlussendlich geht es nur um eines: möglichst harmonisch die Strecke zu absolvieren ohne Geschwindigkeitsschwankungen. Jeder muss das gleiche Tempo fahren – halt nicht jeder für die gleiche Zeitdauer. Dieses Gefühl und die Harmonie in der Gruppe erfordert viel Übung.
Vor dem Rennen selber sind wir bereits ein paar Tage vor dem Tour-Start angereist – vor allen anderen Teams und haben uns sehr akribisch vorbereitet.
Ich denke, wir haben als Team über die letzten Jahre Schritt für Schritt das Mannschaftszeitfahren perfektioniert. An der Tour de Suisse 2018 kam das alles dann zusammen.
TdS:Ihr habt als Team ja nicht nur das Mannschaftszeitfahren, sondern die ganze Tour, dominiert. Ihr wusstet das Gelbetrikot vom ersten bis zum finalen Tag in euren Reihen. Ich nehme an, dass war auch für Euch eine besondere Erfahrung?
MS:Die Tour de Suisse ist neben den Grand Tours eines der ganz grossen Rennen. An der Tour de Suisse sind alle in Topform und hoffen auf eine Selektion für die Tour de France.
Es war für unser Team, dass mit Andi Rihs ja einen Schweizer Gründer und Förderer hatte, immer ein Traum hier das Gesamtklassement zu gewinnen. Wir haben es über all die Jahre leider nie geschafft, es reichte immer wieder fürs Podest aber nicht für den Heimsieg.
Letztes Jahr nun setzten wir unsere Priorität auf das Mannschaftszeitfahren. Dieser Triumph gab dann den Ton für die restlichen 10 Tage an. Dass wir dann das Leadertrikot in der Mannschaft weitergeben konnten, war ein Ausnahmezustand und ein Exploit in meiner Karriere.
Es war das erste Mal in meiner Karriere, dass alles nach Plan lief. Es gab wohl selten ein so schönes Rennen für mich.
TdS:Aber nur schön war es ja kaum – man erinnere sich nur, wie Du an der Königsetappe die Ausreissergruppe beinahe alleine gestellt hast.
MS:Physisch war es eine der härtesten Rundfahrten die ich erlebt habe – ich benötigte beinahe eine Woche um mich zu erholen! (lacht)
TdS:Ihr startet in jedem Rennen als Mannschaft, sehr viele Tage – vor allem im Winter – trainierst Du aber alleine, ohne Team. Wie motivierst Du dich für all diese Trainingseinheiten?
MS:Ich habe eine grosse Eigenmotivation, wenn ich das Garagetor öffne, dann freu ich mich aufs Rad zu steigen.
Zudem trainiere ich oft mit anderen Profis – die zwar in einem anderen Team sind, aber in der Nähe wohnen, wie Mathias Frank oder früher Gregory Rast.
TdS:Radsport ist ja einerseits ein Team-Sport, anderseits stehen immer die Sieger oder Leader im Rampenlicht – ist von dem her das Mannschaftszeitfahren vielleicht die fairste Disziplin?
MS:Das Mannschaftszeitfahren ist vielleicht die schönste Disziplin, weil es auf jeden einzelnen ankommt, jeder zum Erfolg beiträgt und man dann auch als Team triumphieren kann.
TdS:Sprecht ihr eigentlich während des Mannschaftszeitfahren auch miteinander?
MS:Hm, also ich spreche nie während dem TTT, (lacht) aber Stefan Küng oder Rohan Dennis gaben manchmal schon kurze Anweisungen.
TdS:Ist es anders in der Schweiz ein Rennen zu bestreiten?Merkt man da – so mitten im Renntross – überhaupt einen grossen Unterschied?
MS:Der grösste Unterschied betrifft wohl die Strecke. Die Pässe und so kenne ich und brauche nicht noch Reko zu machen.
Aber ich bin jetzt nicht einer, der an der Tour de Suisse besonders erfolgreich wäre – ich bin immer motiviert alles zu geben.
TdS:Du wirst im Juni ja erneut mit dem Team CCC und Greg van Avermaet an der Tour de Suisse starten.
Was ändert sich für dich mit Greg van Avermaet als Leader?
MS:Es ist klar, dass wir als Team CCC für die Saison 2019 ohne GC Fahrer aufgestellt sind. Greg hat sich 2-3 Etappen vor genommen, die einen Klassiker-Charakter haben. Da werden wir als Team voll für ihn fahren. Für die restlichen Etappen sind wir frei – etwas ganz neues für mich. War ich doch immer bei Etappenrennen voll im Dienst eines Leaders. Nun werde ich die Freiheit haben in die Spitzengruppe zu gehen. Das wird schon etwas eine Umstellung! (lacht)
Ich habe mich eher zum Diesel-Motor entwickelt, und nun plötzlich aus dem Bus und dann hopp mit den Jungen die Hügel hoch sprinten um in die Fluchtgruppe zu kommen. (lacht)
TdS:Nun, wir wünschen dir auf jeden Fall viel Erfolg und freuen uns dich im Juni am Start der Tour de Suisse zu sehen.